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Channel: Sacred Human Kult
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Die heiligen Drei

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In den überlieferten Weisheitstraditionen wird die menschliche Körperlichkeit unterteilt in den grobstofflichen, subtilen und kausalen Körper. Der alten Lehre nach ist es für uns Menschen unabdingbar, alle dieser Körper gleichermaßen auszubilden, um die Einheit mit dem Universum zu erfahren.

Während Du das liest, befindest Du dich augenscheinlich im grobstoffliche Körper - dem physischen und materiellen Körper. Damit verbunden ist die Erfahrung der sichtbaren Welt und ihr Wachbewusstsein. Für viele Menschen ist dies die einzig zugängliche Erfahrung: Sinnlichkeit und Körperlichkeit.
Deinen subtilen Körper hingegen erfährst Du, wenn Du den Schleier der Materie durchdrungen haben. In Deinen Träumen erlebst Du des Öfteren einen Geschmack dieses Körpers. In der Welt Deiner Träume bist Du nicht an die Gesetze der materiellen Welt gebunden - wohl aber an die Gesetze der subtilen Kräfte und Energien. Dein Körper besteht in dieser Erfahrung aus Licht, Energie, Gefühlen oder fließenden Erfahrungen. 
Durchdringst Du den Traumzustand, fällst Du in den kausalen Körper - einen formlosen Zustand, in dem sich selbst die subtilen Formen der Energien und Bilder auflösen. Es ist der Zustand der Leere in dem Du dich nun befindest. In der Meditation ist es Dir möglich, in diesen Urgrund des Seins zu fallen - in die unendliche Ausdehnung des Bewusstseins.

Je mehr wir uns in allen diesen dreien Körpern üben, umso mehr werden wir von einer Wachheit und Präsenz durchdrungen, die unser Leben verändert. Oftmals ist es so, dass wir nur einen Körper trainieren und die anderen vernachlässigen. Viele spirituell Praktizierende üben sich gerne im subtilen Körper, ohne ihrem grobstofflichen Körper ausreichend Berücksichtigung zu schenken. So mag es sein, dass sie im subtilen Bereich enorme Fortschritt erzielen und beispielsweise herausragende Geistheiler und Heilerinnen werden, jedoch nicht genügend in der materiellen Sphäre gegründet sind - was sich unter anderem in finanzieller Armut und beruflicher Unselbstständigkeit ausdrücken kann.

Ein ganzheitliches spirituelles Training umfasst also diese drei Komponenten, um wirklich nachhaltig die Früchte des spirituellen Lebens zu ernten.

Übungen für den grobstofflichen Körper
  • Wandern - die Erfahrung der Naturmystik
  • Training (Kniebeugen, Bauchpressen)
  • Gewichtheben

Übungen für den subtilen Körper
  • Qi Gong/ Tai Chi/ Yoga
  • Subtile Atemübungen
  • Luzides Träumen

Übungen für den kausalen Körper
  • ICH BIN: Mantra Meditation
  • Meditation auf den Zeugen
  • Gebet der Sammlung

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Ein Licht am Wegesrand sein

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von Claude AnShin Thomas

Ich sehe Buddha in jedem Ort, in allem und überall. Und ich sehe jeden Ort als Meditationshalle an. Da mir dieses Geschenk, diese Gelegenheit gegeben wurde, fühle ich die Verpflichtung, es mit anderen zu teilen, ihnen, so gut ich kann, zu Diensten zu sein. Wenn ich mein Leben nutzen kann, um für andere ein Licht am Wegesrand zu sein, dann wurde ich dafür geboren, das zu tun. Das ist der Grund für meine Existenz.

Ich fühle mich stets unzulänglich, in welchen Umständen auch immer ich mich befinde. Doch trotz aller Zweifel mache ich weiter, weil ich höre und sehe, dass meine Aktivitäten etwas bewirken, es passiert etwas, etwas Positives für die Menschen. Einige werden dazu ermutigt, etwas zu verändern. Also mache ich einfach weiter damit.

Mein Leben ist dem Erwachen gewidmet, aber ich habe keine Ahnung was es bedeutet. Mein Leben ist dem Ziel gewidmet, alle Kriege während meiner Lebenszeit zu beenden, in meiner Lebenszeit alles Leiden zu einem Ende zu bringen. Dem fühle ich mich verpflichtet. Dabei verstehe ich, dass die Wurzeln des Krieges, der Gewalt und des Leidens in mir selbst existieren. Wenn diese Wurzeln in mir transformiert werden, dann wird die Familie transformiert, die Gesellschaft, die Kultur und die Welt.

Ich habe erkannt, dass die Welt und das Selbst keine zwei voneinander getrennte Dinge sind. Ich bin nicht ungeduldig. Nun ja, ein bisschen schon, ich hätte gerne, dass alles schon beendet wäre, aber meine Ungeduld entscheidet nicht für mich. Ich tue also, was ich tue, auf der Grundlage dieser Verpflichtungen, ohne Erwartungen an das Resultat.

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Die Beziehung von Leiden und Glück

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von Thich Nhat Hanh

Es gibt eine Beziehung, eine sehr enge Beziehung zwischen Leiden und Glück, die so weit geht, dass es kein Glück geben kann, wenn es nicht auch Leiden gibt. Das ist so wie bei der Lotosblume und dem Schlamm. Du kannst Lotosblumen nicht auf Marmor pflanzen, du musst sie im Schlamm pflanzen. Es ist also das Leiden, das wir in unserem Leben erfahren, aus dem sich unser Glück entwickeln kann. Meditation Anwenden bedeutet daher, das Leiden zu nutzen, um Glück zu erzeugen, so wie man den Schlamm nutzen kann, um Lotosblumen darauf anzubauen.

Meditation Anwenden hat also zwei Aspekte: mit Glück umgehen und mit Leiden umgehen. Und beides ist eng miteinander verbunden. Wenn wir nicht mit Glück umgehen können, wird es schnell zu Leiden werden. Die anfängliche Liebe kann innerhalb weniger Monate in Hass umschlagen. Der erste Aspekt der Anwendung ist also, die Blume so zu behandeln, dass sie nicht allzu schnell zu Schlamm wird.

Aber verzweifelt nicht, wenn die Blume einmal zu Kompost geworden ist, denn mit dem Anwenden von Meditation könnt ihr Kompost gut wieder in eine Blume verwandeln. Und der Buddha hat uns sehr klare Anweisungen gegeben, wie wir das machen können, wie wir mit Leiden umgehen sollen. Es gibt eine Art mit Leiden umzugehen, die hilft, das Leiden wieder in Glück zu verwandeln. Nach dieser Lehre und bei ihrer Anwendung sind sowohl Glück als auch Leiden von biologischer Natur. Denn wenn eine Blume zu Kompost werden kann, kann der Kompost auch wieder in eine Blume verwandelt werden. Wenn Glück zu Leiden geworden ist, ist es möglich, mit dem Leiden so umzugehen, dass wieder Glück entstehen kann.

Der Buddha verkündete die Vier Edlen Wahrheiten in seiner ersten Lehrrede. In der ersten Edlen Wahrheit geht es um das Leiden, das Nicht-Wohlbefinden,dukkha. Aber die Vier Edlen Wahrheiten handeln nicht nur vom Leiden sondern auch vom Glück, weil es in der dritten Edlen Wahrheit um das Beenden des Leidens, das Beenden des Nicht-Wohlbefindens geht. Das bedeutet das Vorhandensein von Wohlbefinden, Glück. In den Schriften heißt es, dass die dritte Wahrheit vom Beenden des Leidens handelt. Und das Ende des Leidens bedeutet den Anfang des Vorhandenseins von Wohlbefinden. Das ist so, als ob man sagt, dass die Abwesenheit von Dunkelheit das Vorhandensein von Licht bedeutet. Wenn keine Dunkelheit mehr da ist, was ist dann da? Das Gegenteil von Dunkelheit, also Licht.

Wenn wir tief in die Natur des Nicht-Wohlbefindens blicken, erkennen wir die zweite Edle Wahrheit. Und wir sehen, wie Nicht-Wohlbefinden entsteht. Blicke einfach in das Wesen des Nicht-Wohlbefindens und du siehst seine Wurzeln. Und daraus entsteht Verstehen. Und aus dem Verstehen der zweiten Edlen Wahrheit entspringt die vierte Wahrheit. Die vierte Edle Wahrheit handelt vom Weg, der zum Wohlbefinden führt, also vom Weg, der zum Beenden des Nicht-Wohlbefindens führt. Das ist dasselbe. Deshalb kann man sagen, dass die Vier Edlen Wahrheiten sowohl vom Leiden als auch von Glück handeln.

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Die Kraft der Mystik im Alltag nutzen

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von Sebastian Gronbach

Ich verrate hier mal eine der wirksamsten Methoden, wie Du elegant & erfolgreich, Deine höchsten Ideale & Träume im Alltag verwirklichen kannst – zum Wohle aller. 

Was Du dazu brauchst, ist nichts weiter, als eine kraftvolle mystische Gestalt, zu der Du eine authentische und ehrende Verbindung pflegst. Ganz gleich, ob es Buddha, Jesus, Ganesha, Shakti, ein Erzengel oder jemand wie Mutter Maria ist – wichtig ist alleine, dass Du in aufgeklärter und gleichzeitig unschuldiger Weise, um die mystische Bedeutung dieser Figuren weisst und sie achtest. 


Du musst durch eine regelmäßige spirituelle Praxis mit ihnen vertraut sein und sie ehrlich lieben. Das erreichst Du durch Gebete, kleine Zeremonien oder Deine individuelle spirituelle Praxis. Und hier kommt nun die simple Methode, um Deine höchsten Ideale & Träume im Alltag erfolgreich zu verwirklichen: 

Lasse Deine mystische Gestalt vor Dir her gehen – vor Deinen physischen Schritten, vor Deinen Gedanken, vor Deinen Gefühlen, vor jeder Tat. Bevor Du also zum Beispiel in das Haus Deiner Familie kommst, lasse ein paar Meter vor Dir Ganesha gehen, lasse ihn ein paar Minuten vor Dir das Haus betreten und den Raum und die Menschen mit seiner Anwesenheit segnen. Komme dann hinterher und erlebe die verbesserte Atmosphäre der ganzen Szene. 

Oder: Bevor mit Deinem Partner über den Stachel im Herzen Eurer Beziehung sprichst, lasse Jesus immer zuerst den nächsten Satz sagen – still und ohne, dass Du die Worte kennst. Sprich dann in das stumm Gesagte Deine Worte hinein. Lasse immer zuerst Jesus sprechen, dann erst sollen Deine Worte folgen. Du wirst erleben, wie sich Manipulation in Kommunikation verwandelt. 

Oder: Du schmiedest Pläne, wie Du Deinen Herzenstraum so in die Welt bringen kannst, dass er Dich wirtschaftlich trägt, anstatt herabzuziehen: Bitte Buddha darum, dass er vor Deinen Plänen schreitet. Möge sein vollkommenes Herz und sein glasklarer Geist, jeden Schritt vorgehen, bevor Du mit Deinen Plänen hinterher kommst. Du wirst aufgeregt feststellen, dass Deine Pläne nichts anderes mehr sein wollen, als das, was vollkommen & klar der Welt dient. Das, was daraus folgt, nennen wir Erfolg. 

Diese Methode basiert auf einer einfachen Erfahrung: Etwas in uns Menschen - nennen wir es Ego - ist niemals bereit für Veränderungen. Niemals möchte es dem Neuen und der Wahrheit die Tür öffnen. Angst vor Veränderung hält die Tür zu. Die Angst ist riesengroß. So groß wie ein Elefant. Der Angst-Elefant drückt sich mit seiner ganzen Kraft an die Tür der Veränderung. Elefanten kann man unmöglich schieben – aber Elefanten kann man locken. Was Du also tun kannst, dass ist Deinen Angst-Elefanten ein wenig zu locken. Man lockt den Elefanten, in dem man ihm zu Fressen gibt. 

Das Fressen, das unser Tiefenbewusstsein liebt, sind schöne Bilder und Vorstellungen. Die großen und wundervollen mystischen Gestalten, schenken uns sehr gerne ihre Kraft, um unsere neurotische Anhaftungen an Ängste und Kleingeistigkeit zu überwinden – und so gehen wir elegant durch die weit geöffnete Tür in das Neue: 

„Oh ... so viel Freiheit. So viel Liebe. So viel gutes Leben.“ 


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Die Freiheit Deines Lebens

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In diesen Zeiten wird viel Wert darauf gelegt, die Dinge differenziert zu betrachten und all die Grautöne wahrzunehmen, die zwischen Schwarz und Weiß liegen.
Trotzdem möchte ich Dich mit diesem Beitrag dazu einladen, einmal in das herkömmliche Schwarz-Weiß-Denken zu verfallen. Zum Wohle aller.













Wenn Du intensive Fortschritte auf deinem spirituellen Weg machen möchtest, lohnt es sich, Dir dieses Bild in Deinen Raum zu hängen. Es handelt sich dabei um zwei Hälften eines Kreises. Die eine Hälfte ist weiß, die andere schwarz. Die weiße Hälfte steht in diesem Fall für eine reine und weise Handlung. Die schwarze Hälfte steht für eine unreine und unweise Handlung.

Interessanterweise kannst Du dir nun bei jeder Deiner Handlungen dieses Bild vergegenwärtigen. Wohin wird Dich deine Handlung führen? In das weiße Leuchten Deiner Seele? Oder in die Unruhe deines schwarzen Schattens?

Ein Beispiel: Du fühlst dich unruhig. Also stehst Du auf, machst den Computer an und zappst dich nervös durch Facebook. Ein Blick auf Dein inneres Bild zeigt dir: Schwarz. Deine Unruhe wird größer. Du bist nicht Deinen Weg gegangen.
Oder: Du fühlst dich unruhig und machst drei Yoga-Übungen, bevor Du dich zwanzig Minuten in die Stille setzt. Ein Blick auf Dein inneres Bild: Weiß. Du leuchtest.

Täglich wirst Du dutzende, ja, hunderte Handlungen ausführen. Und bei jeder einzelnen von ihnen kannst Du dich fragen: Brauch ich diese Schokolade jetzt wirklich? Schwarz oder Weiß. Schaue ich mir jetzt einen Film an oder gehe ich spazieren? Heilsam oder unheilsam. Mit Liebe oder ohne Liebe. Mit Weisheit oder ohne Weisheit. 

Die Kostbarkeit dieser Übung liegt darin, dass Du eingeladen wirst, in jedem Moment Deines Lebens die Möglichkeit der Freiheit zu schmecken. In jedem Augenblick steht es dir frei, zwischen Licht und Dunkelheit zu wählen. Zwischen Aufbruch und Niedergang. Würde und Verfall. Ein kostbarer Moment.

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Jenseits der Illusionen: Über Rationalität und Mystik

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Vortrag von Michael Schmidt-Salomon im Rahmen der „Ouverture spirituelle“, Salzburger Festspiele, 24.7.2013

Die psychologische Wahrheit der buddhistischen Lehre vom „Nicht-Selbst“ (Anatta) lässt sich, wie ich meine, recht gut in einem einzigen Satz zusammenfassen: Wer von seinem Selbst lassen kann, entwickelt ein gelasseneres Selbst. Gelassenheit hat nämlich sehr viel mit Gelassenhaben, dem Loslassenkönnen der Fiktion eines von der Welt abgegrenzten Ichs zu tun.  Das wusste schon Meister Eckart, dem wir das schöne Wort „Gelassenheit“ in der deutschen Sprache verdanken und der als christlicher Mystiker (und Ketzer) zu Erkenntnissen kam, die in erstaunlichem Maße mit den Ansichten östlicher Mystiker übereinstimmen. 

In welchem Verhältnis stehen nun Rationalität und Mystik  zueinander? Wir sind es gewohnt, diese beiden Zugangsweisen zur Wirklichkeit als Gegensatzpaare zu verstehen. Dem liegt die Vorstellung zugrunde, dass die rationale Methode darin besteht, Unterscheidungen vorzunehmen, während Mystiker das geheimnisvolle Ganze hinter diesen Unterscheidungen erfahren.
Ich halte diese Gegenüberstellung für historisch überholt: Denn gerade die rationale Methode hat in den letzten 200 Jahren wesentlich dazu beigetragen, klassische Unterscheidungen zu überwinden und den unaufhebbaren Zusammenhang zwischen den Dingen sichtbar zu machen. Im Zuge des wissenschaftlichen Forschungsprozesses wurden die traditionellen Dualismen von Subjekt und Objekt, Körper und Geist, Natur und Kultur – und wenn sie so wollen: auch zwischen Gott und der Welt – in fundamentaler Weise aufgehoben. An die Stelle des alten Dualismus trat ein neuer Monismus – eine rationale Einheitsdeutung der Welt, die in bemerkenswerter Weise mit der mystischen Einheitserfahrung korrespondiert.

Die Wissenschaft, meine Damen und Herren, ist heute in der Lage, eben jene unauflösliche Verbindung des Teils mit dem Ganzen zu erklären, die der Mystiker in seiner Verschmelzung mit dem Kosmos erfährt. Mit anderen Worten: Das Mystische ist rational geworden und das Rationale mystisch.

So wissen wir heute, dass das „Ich“, das uns so ungeheuer wichtig erscheint, bloß ein virtuelles Theaterstück ist, das von einem blumenkohlförmigen Organ in unseren Köpfen inszeniert wird. Diese Inszenierung ist so überzeugend, weil sie sich im Verlauf der Evolution als nützliches Instrument für das Überleben des Individuums in komplexen Gruppen erweisen hat, weshalb es kein Wunder ist, dass das, was wir unser „Ich“ nennen,  wesentlich durch die Zuschreibungen der Gruppe bestimmt ist, in der wir leben.

Wenn wir nun versuchen, die biologischen Prägungen und kulturellen Zuschreibungen (oder um es im buddhistischen Jargon auszudrücken: die „Anhaftungen“) von unserem „Ich“ abzuziehen, so entdecken wir, dass dieses „Ich“ im Grunde keinen wirklichen Inhalt hat. Tief in unserem Inneren sind wir weder gläubig noch ungläubig, weder gebildet noch ungebildet, weder schön noch hässlich, weder gut noch böse: Wir sind einfach!

Es ist wie bei einer Zwiebel: Wenn wir das Ich schälen, also Schale für Schale abtragen, was zur Konstruktion dieses speziellen Selbst geführt hat, bleibt von der virtuellen Inszenierung unseres Egos am Ende nichts übrig. Wenn man diese „produktive Leere“ erfährt (und dies ist das Ziel jeder meditativen Übung!), so spürt man den Urgrund der eigenen Existenz – und diesem Urgrund haftet nichts Eigenes, nichts Individuelles mehr an, es ist ein unbestimmtes und unbestimmbares Etwas, ein Etwas, das ein jeder von uns mit allen anderen Lebensformen auf der Erde teilt, nämlich das Leben selbst.

Der Staffellauf des Lebens und die „Reinkarnation der Atome“
Die Evolutionsbiologie hat gezeigt, dass der Staffellauf des Lebens seit seinem Start auf unserem Planeten niemals abgerissen ist. Macht man sich die ungeheuren Dimensionen dieses Staffellaufs bewusst, so entdeckt man, dass die wissenschaftliche Welterklärung einen mystischen Gehalt besitzt, der jeden religiösen Schöpfungsmythos übertrifft: Stellen Sie sich nur vor, wie viele Generationen von Organismen das kostbare Gut des Lebens weitertransportiert haben, von den Protoorganismen der Ursuppe über die ersten Fische, Amphibien, Säugetiere, Affen, über unzählige Generationen von Menschenartigen und Menschen, bis es letztlich zu Ihnen gelangte! Wir sind nicht nur allesamt miteinander verwandt, weil wir aus der gleichen Ursuppe stammen, wir sind im wahrsten Sinne des Wortes „eins“, denn jeder von uns trägt denselben vier Milliarden Jahre alten „Lebenskeim“ in sich.
Und damit nicht genug, schließlich sind wir nicht nur mit der Welt des Lebendigen verbunden. Jeder von uns besteht, so lehrt die moderne Physik, aus mehr als 1027Atomen, die seit etwa 13,7 Milliarden Jahren alle erdenklichen Formen von Materie hervorbringen. Bevor diese Atome sich in Ihnen, meine Damen und Herren, vereinigten, bildeten sie intergalaktische Gaswolken und Sterne, Felsen, Vulkane, Ozeane. Sie waren Bestandteile von Insektenflügeln, Fischkiemen, Dinosauriermägen und natürlich auch von unzähligen menschlichen Lebewesen.
Auf atomarer Ebene, so könnte man sagen, gibt es tatsächlich so etwas wie „Reinkarnation“: Die Atome, die einst dem historischen Buddha, dem historischen Jesus oder Mohammed Gestalt gaben, sind nicht nur bis heute erhalten geblieben, viele Millionen dieser „Buddha-, Jesus- oder Mohammed-Atome“ befinden sich jetzt, in diesem Moment, in unveränderter Form in Ihren Händen, Füßen, Beinen oder inneren Organen. Insofern ist jeder Mensch, aber natürlich auch jeder Hai oder jede Spitzmaus, ein „ökumenisches Religionsstiftertreffen“.

Die Atome, die Ihre jetzige Gestalt bilden, werden selbstverständlich auch nach Ihrem Tod fortexistieren. Sie werden überstehen, was kein irdisches Lebewesen überstehen kann, nämlich, dass sich die Erde in den nächsten zwei Milliarden Jahren in einen Wüstenplaneten und die Sonne sich allmählich in einen Roten Riesen verwandelt. Nach dem Tod unserer Sonne werden die Atome, die Ihr jetziges Sein ermöglichen, an der Bildung neuer Gaswolken, neuer Sonnen, neuer Planeten beteiligt sein, ja vielleicht sogar werden einige Atome, die sich gerade jetzt in Ihrer rechten Hand befinden, in einer weit entfernten Zukunft auf einem weit entfernten, noch gar nicht geborenen Planeten, die Gestalt einer neuen intelligenten Spezies mit hervorbringen, die über das Wunder des Universums ebenso wird staunen können, wie wir es heute tun.

Sinn und Geschmack fürs Unendliche
Friedrich Schleiermacher definierte die Religion einmal als „Sinn und Geschmack fürs Unendliche“. Ich frage Sie: Gibt es irgendeine Erzählung in  irgendeiner Religion, die dem Unendlichen so nahe kommt wie die rationale Erhellung der Sachverhalte im Rahmen der Kosmologie, Evolutionsbiologie oder Hirnforschung?

Im Anschluss an Max Weber behaupten zwar viele, dass der wissenschaftliche Rationalisierungsprozess die Welt entzaubert habe, doch das ist nur die halbe Wahrheit: Tatsächlich nämlich hat die Wissenschaft nur den falschen Zauber, etwa den Glauben an magische Kräfte, an menschenähnliche Götter und Dämonen, entkräftet. Im Gegenzug jedoch legte sie einen sehr viel tieferen Zauber frei, nämlich die unendlichen Dimensionen eines Universums, das um ein Vielfaches geheimnisvoller, mystischer, ist, als es sich sämtliche Religionsstifter haben vorstellen können.

Wer diese unendlichen Dimensionen nicht nur intellektuell begriffen hat, sondern auch die Tiefe und Erhabenheit spürt, die in dieser Weltsicht liegt, der entwickelt eine besondere Form von „Religiosität“, die mit den traditionellen Religionen schwerlich in Einklang zu bringen ist. Es ist eben jene Form von Religiosität, von der schon Giordano Bruno, Spinoza und Einstein sprachen.
Um diese „Einsteinische Religiosität“ vom traditionellen Offenbarungsglauben abzugrenzen, wird häufig der Begriff „Spiritualität“ benutzt, was allerdings keine besonders glückliche Bezeichnung ist, da „Spiritualität“ von der Wortbedeutung her (spiritus = Geist, Hauch) einen Körper-Geist-Dualismus nahelegt, den die monistische, rational-mystische Weltsicht längst überwunden hat. In Ermangelung eines besseren allgemeinverständlichen Begriffs möchte ich dennoch das Wort „Spiritualität“ verwenden, um jene neue Form von Religiosität zu bezeichnen, von der ich meine, dass sie – vor allem hier in Europa – künftig immer stärker an die Stelle des alten Glaubens treten wird.

Mein Stiftungskollege, der Mainzer Neurophilosoph Thomas Metzinger, hat unlängst in einem sehr lesenswerten Artikel dargelegt, dass Spiritualität und rationales Denken bzw. Forschen von einer gemeinsamen „intellektuellen Tugend“ getragen werden, nämlich dem Streben nach „intellektueller Redlichkeit“. Rationale Denker und spirituelle Menschen (die sich nicht nur als solche bezeichnen) eint, so Metzinger, der Wille „zur bedingungslosen Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit sich selbst gegenüber“. Sie wollen sich nicht von Illusionen blenden lassen, nicht einfach glauben, was man schon immer geglaubt hat, sondern die kulturellen Vorurteile beiseiteschieben, die den Blick auf die Wirklichkeit behindern.

Solche Menschen finden in den traditionellen Religionen häufig keine überzeugenden Antworten mehr – was auch nicht verwunderlich ist: Zwar sind die Religionen kulturelle Schatzkammern der Menschheit, in denen man noch immer vieles finden kann, was bedenkenswert ist, aber summa summarum sind sie Relikte einer lange überwundenen Kulturstufe der Menschheit. Statt also weiterhin so zu tun, als könnten wir Dinge glauben, von denen wir wissen, dass sie niemals eintreten werden, sollten wir den Tatsachen ins Auge sehen, auch wenn dies für den einen oder anderen schmerzhaft sein sollte.

Wir sollten endlich akzeptieren, dass der Mensch nicht die Krone der Schöpfung ist, sondern bloß der Neandertaler von morgen, eine vorübergehende Randerscheinung in einem unendlichen Universum, das noch lange nach dem Ende unserer Spezies fortbestehen wird. Ich weiß, dass viele Angst davor haben, sich mit dieser Perspektive zu konfrontieren, aber gerade sie enthält eine tiefe existentielle Wahrheit, die wir in unserem eigenen Interesse berücksichtigen sollten: Denn gerade, weil das Leben endlich ist, ist es so unendlich kostbar.

Würden wir den Mut aufbringen, unsere selbstverliebten Illusionen bezüglich unserer Stellung im Kosmos aufzugeben, so würden wir nicht nur Rationalität und Mystik besser miteinander verbinden können, wir wären vielleicht auch dazu in der Lage, das Trennende zu überwinden, das immer wieder zu einem Clash der Kulturen führt. Jedenfalls wäre, so meine ich, schon viel für die Utopie eines dauerhaften Friedens unter den Menschen gewonnen, wenn wir uns künftig nicht mehr vorrangig als Juden, Christen, Muslime, Hindus, Buddhisten oder Atheisten wahrnehmen würden, sondern als gleichberechtigte Mitglieder einer zur Selbstüberschätzung neigenden affenartigen Spezies, die mit ihrem kleinen blauen Planeten am Rande der Milchstraße sehr viel behutsamer umgehen sollte, als sie es bislang getan hat.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


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Die Vision Deines Lebens

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„Die Vision ist entscheidend. Sie ist die treibende Kraft, die Handlungen begründet. Sie gibt unserem Leben einen Sinn, das Verlangen, über unsere Grenzen hinauszugehen. Eine Vision sagt uns, wo wir unsere Energie hinleiten sollen; sie ermöglicht es uns, unvorhergesehene Hindernisse zu überwinden.“ Arjuna Ardagh

In meinen Coachingsessions ist die Visionssuche ein zentrales Thema. Meiner Erfahrung nach leiden Menschen, wenn sie nicht klar genug bestimmen können, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen. Ziellosigkeit lässt Menschen am Sinn ihres Lebens zweifeln. Wozu die ganzen Mühen, wenn nicht klar ist, warum ich dieses und jenes erreichen möchte?
Mein Impuls: Entdecke Deine ureigene Vision. Lass Dich von Ihr anspornen und inspirieren. Deine Vision ist Dein ganz persönlicher Motor, Deine kreative und pulsierende Lebensenergie. Dein innerer Buddha drängt Dich nahezu dazu, sich der Vision Dein Lebens zu widmen und sie zu fördern. Hier steckt Deine Energie!

Barrieren auf dem Weg
Was hindert uns eigentlich daran, die innere Vision unseres Herzens zu verwirklichen? Was hindert uns daran, jetzt aufzustehen und die Vision unseres Lebens zu verwirklichen? Es ist die Kluft zwischen der Vision und der Angst. Der Zwiespalt zwischen gelebter Harmonie, Erfüllung und Zufriedenheit auf der einen Seite und Selbstzweifel, Besorgnis und innerer Leere auf der anderen.
Es ist die Art und Weise wie wir die Welt wahrnehmen und erklären. Es sind unsere grundlegendsten Überzeugungen und Fixierungen, die dafür sorgen, immer und immer wieder denselben Trott und Weg zu gehen.
In ihrem Herzen ist spirituelle Praxis darum auch eine intensive Auseinandersetzung mit der Art und Weise wie wir uns und die Welt wahrnehmen. Sehen wir die Dinge so wie sie sind? Oder haften wir stattdessen an einer Vorstellung von Wirklichkeit, an einem Bild, wie die Dinge sein sollten? Macht uns unsere Sicht auf die Welt glücklich?
Wenn Du die Dinge auf eine gesunde und inspirierende Weise einschätzen kannst, triffst Du mit hoher Wahrscheinlichkeit heilsamere Entscheidungen in Deinem Leben. Du handelst in Einklang mit Deinem inneren wie auch äußeren Universum. Deine Handlungen sind geprägt von Einsicht, Weisheit und Demut.

Weißt Du, es ist so erstaunlich, wie die Vorstellungen über etwas, unsere Sicht auf die Welt trüben. Der Zen Meister Thich Nhat Hanh ist beispielsweise der Ansicht, dass wir einem Buddha nicht erkennen könnten, wenn dieser nicht unserer Vorstellung entspricht. „Wir glauben vielleicht, dass ein Buddha in schöne Roben gekleidet und von einer Aura des Lichts umgeben sei. Wenn wir dann einem Buddha in gewöhnlicher Alltagskleidung begegnen, erkennen wir ihn folglich nicht. Wie kann ein Buddha ein Sporthemd tragen? Wie kann ein Buddha keine Lichtaura haben?“

Die Phantasie unseres Geistes zu durchschauen, bedeutet, den Phänomenen auf den Grund zu gehen. Unser ganzes Leiden kann auf unser Unvermögen zurückgeführt werden, die Welt so zu sehen wie sie ist. Durch die Praxis des achtsamen in-uns-schauens, lernen wir, unsere falschen Vorstellungen und Einbildungen über uns und andere loszulassen und mit einer tiefen Weisheit in Kontakt zu kommen, die wir den „inneren Buddha“ nennen können. Hier bist Du zuhause.


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Kultur 2020: Ein Ausblick

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In der nahen Zukunft wird es wohl beides geben: In vierzig Jahren wird die Menschheit mit Schrecken auf die kommenden Klimaveränderungen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts schauen. Dürren, Überschwemmungen und Unfruchtbarkeit werden viele Länder dieser Erde treffen. Auf der anderen Seite wird der jungen Generation der Geduldfaden reißen. Globale Protestbewegungen der Empörten werden eine demokratische Erneuerung des gesellschaftlichen Zusammenlebens, sowie eine bedingungslose Respektierung der Würde aller Menschen erzwingen. Wie ihr Vorläufer, die Occupy-Bewegung, wird die Revolution der Jungen eine radikale Wende der Menschheitsentwicklung einfordern.

Am 22. Oktober 2011 sprach Robert Thurman - Professor für buddhistische Studien an der Columbia Universität - zu der Occupy Bewegung: „Ich nahm eure Einladung hier zu sprechen gerne an, da dies ein Beispiel dafür ist, auf was ich so viele Jahre lang gewartet habe - etwas, dass ich die „coolen Helden“ nenne. Wir brauchen nämlich in diesen Zeiten „coole Helden“. Wir brauchen jedoch keine „heiße Helden“. Mit „cool“ meine ich „gewaltfrei“. Ich meine damit diejenigen, die energisch, intelligent und einsichtig sein können und die laut und klar ihre Stimmen erheben, ohne dabei jedoch in Ärger oder Hass zu schwelgen.“

Genau an diesem Punkt können spirituell Praktizierende einiges zu der Bewegung des Wandels beitragen. Damit die Revolution der Jungen eine „coole Revolution“ bleibt, können sie ihr Mitgefühl und ihre Weisheit, die sie aus ihrer spirituellen Praxis gewonnen haben, in die Bewegung einfließen lassen. Gerade Buddhisten, Yogis und Yoginis sollten in der Lage sein, anderen Menschen zu vermitteln, wie heftige Emotionen wie Wut und Hass als eine Quelle für Energie für positive und mitfühlende Aktionen dienen können. 

Die nonduale Einsicht in die Verbundenheit aller Dinge, sollte gerade bei spirituell Praktizierenden dazu beitragen, andere Menschen oder Gruppen nicht als „Feinde“ oder „das Böse“ zu benennen. Im Gegenteil - wir sollten Mitgefühl mit den Menschen haben, die in diesem System gefangen sind und vermutlich viel unglücklicher sind als wir.

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Slow - Mikrokosmos trifft die große Stille

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Am 23. Mai 2013 kommt ein Film der Liebe zu Tier und Natur in die deutschen Kinos, der das Thema Achtsamkeit und Entschleunigung auf eine berührende Art verbindet. „Slow - Mikrokosmos trifft die große Stille“ ist eine cineastische Meditation, ein Dokumentarfilm, der aktiv für ein tiefgreiferendes Naturverständnis wirbt. 
Grund genug also, dem Macher dieses Filmes - Sascha Seifert - einige Fragen zu stellen:

iBuddhismus: Hallo Sascha, Du hast die letzten drei Jahre Deines Lebens damit verbracht, einen Natur- und Tierfilm zu drehen. Worum geht es da eigentlich?

Sascha Seifert: Mein Kino-Dokumentarfilm 'SLOW - Langsam ist das Neue Schnell' beobachtet zum einen die Langsamkeit und Abenteuer unserer heimischen Weinberg-schnecken. Gedreht habe ich das alles im Stuttgarter Stadtwald. Weil ich dort um die Ecke lebe und arbeite. Das macht SLOW zu einem sehr nachhaltig produzierten Natur-, Tier- und Kino-Dokumentarfilm. Auf einer anderen Ebene behandelt der Film die Frage nach Zeit und Geschwindigkeit und damit nach dem Tempo das wir bereit sind für einen fairen und zukunftsfähigen Umgang mit uns und unserer Umwelt einzusetzen. SLOW betrachtet sich als Teil der weltweiten SLOW-Bewegung, die einen gesellschaftlichen Trend zu einem zeitlich angemessenen und wie wir finden damit zukunftsfähigeren Lebensstil befürwortet. 

iBuddhismus: Was war die Motivation für Dich, diesen Film zu drehen?

Sascha Seifert: Tiere beobachten, Natur erleben - das fasziniert mich schon immer. Ich ziehe aus dem Sein in der Natur sehr viel Kraft und Inspiration. Und damit meine ich vor allem auch Ruhe, Entspannung, ein Gutes Lebensgefühl. Ich wollte schon immer einen Film machen der diese positive Wirkung der Natur auf mich in Bilder fasst und dabei möglichst ohne viel Text und Fakten-Aufzählung auskommt. Wissen und Information sind ja heute sehr präsent und rund um die Uhr verfügbar. Dabei gerät die Frage nach dem "Wie fühlst Du Dich wirklich?" viel zu oft zur Nebensache. Als ich die erste Schnecke mit zielstrebiger aber zugleich seelenruhiger Eleganz durch das Bild ziehen sah wusste ich das ich auf der richtigen Spur für meine Filmidee war. 

iBuddhismus: Du selbst praktizierst ja Achtsamkeit und schreibst, dass dieser Film auch von den Lehren von Thich Nhat Hanh (Thay) inspiriert ist. Wie drückt sich diese Inspiration aus? 


Sascha Seifert: Da ist sicherlich zunächst mal das Element der Geh-Meditation. In Thays Orden Intersein und in seinen Seminaren und Retreats spielt ja diese Praxis eine große Rolle. Also das ganz bewusste, langsame gehen. Schritt für Schritt, nicht zielorientiert sein sondern sich ganz dem Moment hingegeben. Den Weg als Ziel ganz bewusst wahrnehmen. Die Natur hat es so gemacht das Schnecken genau diese Geh-Meditation sehr gut beherrschen. Da können wir viel von diesen Tieren lernen wenn wir ihnen beim Vorwärtsgehen zuschauen. 
Und Thays Lehren liegen mir auch darüber hinaus sehr am Herzen. So was schlägt sich ja in der kreativen Arbeit nieder. Ich habe zudem bei der Arbeit an SLOW sehr viel Wesensgleichheit zwischen Thays Sicht auf die Dinge und dem Blickwinkel den der Film auf die Welt einnimmt gespürt. 

iBuddhismus: Wo siehst Du Parallelen zwischen dem Thema Achtsamkeit und Deinem Film SLOW?

Sascha Seifert: SLOW ist ein Film der einen gewissen Aspekt der Lebens auf unserer Erde sehr genau wiedergibt. Da ist der Makro-Fokus auf das Leben von Tieren die wir oftmals bestenfalls als Schädlingen wahrnehmen. Da ist der Makro-Fokus auf Wesen, die ein komplett anders Zeitverständnis als wir Menschen (er)leben. Es hat Achtsamkeit bedurft um diese Bilder zu finden und einzufangen. Es bedarf Achtsamkeit um diesen Film zu erleben. 

iBuddhismus: Wo erfahre ich, ob der Film in meiner Nähe läuft?

Sascha Seifert: Die Filmwebseite www.slowthefilm.com bietet viele Möglichkeiten sich mit uns zu verbinden um Updates zu erhalten. Der Film wird ab 23. Mai 2013 in Deutschland im Kino anlaufen. Von da an werden wir die Spiel-Termine und -zeiten online kommunizieren. 
Zum Beispiel über unseren Blog http://slowisbeautiful.tumblr.com und über die Facebook-Seite https://www.facebook.com/slowthefilm. Wir bieten online auch eine Newslist für Updates an. 

iBuddhismus: Herzlichen Dank. Und viel Erfolg mit deinem Film!

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Die Facebook-Revolution

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Die grundlegende Lehre des Buddhismus ist die Einsicht in das Abhängige Entstehen. Damit ist gemeint, dass kein Phänomen aus sich heraus entsteht oder existiert. Alles was wir sehen oder erleben, hat seine Ursachen und Bedingungen.Nichts entsteht einfach aus einer zufälligen Laune heraus.
Ein Baum beispielsweise kann sich manifestieren, wenn dieBedingungen dafür gegeben sind. Wenn es also einen nahrhaften Boden gibt, dazu Regen, Sonne und einen Samen,kann ein Baum beginnen zu wachsen.

Genauso können wir uns die Zukunft der globalen Protestbewegungen vorstellen. Wenn in den nächsten Jahren die Repressalien und Ungerechtigkeiten der Nationen fortgeführt werdenund wenn weiterhin Banken und Großkonzerne die Macht ansich reißen und die Mittelklasse vernichten, wird die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wachsen. Schließlich wird derPunkt erreicht sein, an dem eine kritische Masse von Menschen sagt:„Und jetzt reicht es.“

Genau an diesem Punktwerden sich die Dinge ändern.Der renommierte Club of Rome, der in den 70er Jahrenden vielbeachteten Bericht„Die Grenzen des Wachstums“veröffentlichte, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Da derAusstoß von Treibhausgasen bis 2030 weiter steigen wirdund durch die Folgen der Erderwärmung verheerende Umweltkatastrophen auf uns zukommen, wird innerhalb der nächsten 6-10 Jahre der jungen Generation der Geduldsfaden reißen. Da gerade die jungen Menschen die Leidtragenden dieser gravierenden Veränderungen sind, werden siesich nicht mehr mit dem halbherzigen Bemühen der Regierungen zufrieden geben. Es ist, so der Club of Rome, eineRevolution zu erwarten, die vergleichbar mit denen von 1848oder der französischen Revolution sein wird.

Und was kommt dann?
Wir leben in einer entscheidenden Phase der menschlichenEntwicklung, die darüber entscheidet, ob unsere Nachkommen ein menschenwürdiges Leben auf diesem Planetenführen können oder nicht. Es ist eine Zeit des Wandels undder Erneuerung. Es ist eine Zeit, in der wir alle dazu aufgerufen sind, uns ernsthaft und entschlossen zu engagieren.

Es geht also darum, eine Brücke zu schlagen zwischen individueller spiritueller Praxis undkollektivem Engagement. Denn wenn es uns gelingt, das Wechselspiel der individuellen und der kollektivenDimensionen zu durchleuchten, werden wir zu verstehenbeginnen, wo und wie wir mit unserem gesellschaftlichenEngagement beginnen können.

Der vietnamesische Zen-Meister Thich Nhat Hanhschreibt, dass der kommende Buddha kein Individuum, sondern eine Gemeinschaft sein wird. Wenn es uns gelingt, alsGemeinschaft die Verantwortung für diesen lebendigen grünen Planeten zu übernehmen, kann es uns gelingen, in einfriedvolles Zeitalter zu gehen. Die Möglichkeiten sind vorhanden. Nutzen wir sie.


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Vertrauliche Gespräche mit Mutter Erde

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Von Thich Nhat Hanh

Mit großem Respekt verbeuge ich mich tief vor Dir, Mutter. Du bist ein Planet, du bist die Mutter aller Spezies einschließlich unserer menschlichen Spezies.

Mutter, Du bist ein grün-blauer Planet, eine Bodhisattva, die alles, was zur Erde gehört, erfrischt und reinigt. Ich verbeuge mich tief vor Dir im klaren Gewahrsein, dass Du in mir anwesend bist und dass ich ein Teil von Dir, meiner Mutter, bin. Du hast mich zur Welt gebracht, Du schenkst mir alles an Nahrung, das ich brauche: die Luft, die ich atme, das klare Wasser, das ich trinke, das Essen, das ich esse und die Pflanzen und Kräuter, die mich heilen, wenn ich krank bin. Ich weiß, dass ich niemals sterben werde, weil gerade so, wie du mich dieses Mal ins Leben gebracht hast, wirst du mich unzählige Male erneut ins Leben bringen. Jedes Mal, wenn ich mich im Leben manifestiere, bin ich völlig neu, und jedes Mal, wenn ich zu dir zurückkehre, streckst du mir deine mitfühlenden Arme entgegen, um mich in einer liebenden Umarmung zu empfangen.

Du bist die Große Erde, Terra, Gaja, der grüne Planet, die reine und erfrischende Bodhisattva. Du bist sehr duftend, sehr erfrischend, sehr schön! Du hast die Fähigkeit zu erhalten, zu schützen und alles zu transformieren, einschließlich schmutziger und verfault riechender Dinge, vergifteter Luft, radioaktivem Müll. Du umarmst diese Dinge und transformierst sie. Manchmal musst du dir dazu eine lange lange Zeit geben, um das zu tun, wenn nötig Millionen von Jahren.

Viele von uns Menschen erkennen aufgrund von Gier, Arroganz und Ignoranz nicht, dass du unsere Mutter bist, und sie haben einander schreckliche Dinge angetan und haben deine Gesundheit und deine Schönheit beschädigt. Wir wissen, dass du genug Stärke hast, unsere Fehler zu umarmen und zu transformieren, aber weil wir dumm sind und waren, fahren wir fort, miteinander darin zu wetteifern, dich auszubeuten und dich zu erschöpfen

Deine unendlich große Geduld und Ausdauer sind das, was dich zu einer großen Bodhisattva gemacht hat, einen unendlich festen Platz der Zuflucht für uns alle

Wann immer wir instabil sind und uns in Vergesslichkeit, Selbstmitleid, Hass oder Verzweiflung verlieren, sollten wir zu uns selbst zurück kehren und Erdberührungen praktizieren. Dann finden wir einen Platz der Zuflucht in Dir, sodass wir in unserem Geist wieder Frieden herstellen und unser Vertrauen und unsere Freude am Leben wiederbeleben. Wir wissen, dass wir alle deine Kinder sind, und obgleich wir so viele Fehler gemacht haben, vergibst du uns. Wenn wir zu dir zurückkehren, bist du bereit, deine Arme in mütterlicher Liebe zu öffnen und uns an dein Herz zu drücken.

Liebe Mutter, es gibt Zeiten, in denen wir stark an Naturkatastrophen leiden. Wir wissen, dass auch du in solchen Zeiten stark leidest. Manchmal wenden wir uns an dich und fragen: „Können wir dir vertrauen und auf dich zählen?“ Du gibst dann keine direkte Antwort. Später siehst du uns mit großen Augen des Mitgefühls an und sagst: „Liebe Kinder, natürlich könnt Ihr auf mich zählen. Ich werde immer für euch da sein. Stellt Euch bitte dennoch die Frage: „Kann eure Mutter euch vertrauen und auf euch zählen?“

Liebe Mutter, wir haben viele Nächte mit diesem Koan durchwacht, und nun knien wir mit in Tränen gebadetem Gesicht vor dir und geben dir diese aufrichtige Antwort:
Liebe mitfühlende, gute und heilige Mutter, du kannst auf uns zählen und uns vertrauen.

Ich berühre die Erde 

Mit Körper, Rede und Geist in vollkommener Einheit berühren wir die Erde vor Bodhisatva Gaia, heilige und mitfühlende Große Mutter Erde, die uns nährt, trägt, heilt und die allen Arten Leben schenkt.
Zu deinen Kindern gehören Millionen von Spezies, jede mit ihrer eigenen Art und Weise, sich auszudrücken. Weil Du die Mutter von uns allen bist, verstehst Du alle diese Arten und Weisen des Ausdrucks, einschließlich die der menschlichen Sprache. Deshalb fühlen wir uns so vollkommen wohl, mit dir ein Gespräch zu führen, und wir bringen diese Worte an dich aus der Tiefe unseres Herzens dar.
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Hingabe und Demut im 21. Jahrhundert

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Der Zen-Meister Thich Nhat Hanh sagte während eines Retreats, dass für die jüngeren Generationen die alleinige Praxis von Hingabe und Demut nicht mehr ausreicht. Die neuen Generationen haben heute sehr viel zu erleiden und brauchen deshalb eine Form der Praxis, die es ihnen ermöglicht, mit diesem Leiden fertig zu werden. Es geht heute nicht mehr nur darum, die eigene Erleuchtung zu erlangen, vielmehr sollte alles unternommen werden, um die Essenz des Buddhismus in die gesellschaftlichen Institutionen, wie den Bildungs- oder politischen Systemen zu bringen, da es hier in großem Stil zu Leiden kommt. Gerade die Schulen, Kindergärten und Universitäten sollten ein Ort sein, an dem Menschen die Chance bekommen, eine innere Heilung zu erfahren. 

Buddhisten und Buddhistinnen sollten sich berufen fühlen, den jüngeren Generationen näher zu bringen, wie man mit Leid und schmerzhaften Gefühlen umgehen kann und wie man in einer unsicheren Welt innere Kraft und Frieden findet. Dazu ist es unabdingbar, dass wir uns selbst transformieren und diese Qualitäten in uns selbst ent-decken. Für diese innere Ent-wicklung müssen wir einen Ort finden, an dem wir das lernen und integrieren können. Wir müssen also eine Kultur der Transformation erschaffen, in die wir gemeinsam eintauchen können. Dann können wir uns daran machen, unser rechtes Verhalten in den Alltag zu integreren um auch unserer Kultur eine tiefgreifende Transformation zu ermöglichen.

Wie schaffen wir das? Wie kann der Buddhismus eine relevante Stütze in unserer Gesellschaft werden - sowohl für die persönliche, als auch gesellschaftliche Entwicklung?

Der Buddhismus beinhaltet das Potential eine tragende kulturelle Stütze zu sein, da er über eine ausgefeilte Ethik verfügt, sowie über Methoden, wie man diese Ethik praktisch und pragmatisch in unser kulturelles und individuelles Leben integrieren kann. Doch leider ist dem Großteil der Bevölkerung der Zugang zum Buddhismus durch seine traditionelle Repräsentation verschlossen. Wenn sich jedoch die Lehre des Buddha nicht als Teil unserer Kultur etabliert, wird er sich in unserer Gesellschaft nicht halten können und vermutlich von der Oberfläche verschwinden.
Warum also nicht das unternehmen, was schon immer unternommen wurden, wenn die Lehre des Buddhas in eine neue Kultur eintrat: Sie nämlich anzupassen an die Gepflogenheiten und Wurzeln des jeweiligen kulturellen Raumes. Und in diesem Prozess ist jeder von uns aufgefordert sich zu beteiligen - zum Wohle aller Wesen.

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Das Herz des Lotos

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von Sylvia Wetzel
„Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Mann! Sie interessieren sich für Meditation und für den Buddhismus. Sie besuchen einen tibetischen Tempel, legen Ihre Schuhe ab und treten ein. Da sehen Sie sie, an der Wand gegenüber dem Eingang: Buddha Tara auf einem kostbaren tibetischen Rollbild (Thangka), vielleicht zwei mal drei Meter groß. Sie erinnern sich, Buddha war eine Frau. Alle tausend Lehr-Buddhas unseres glücklichen Zeitalters sind Frauen. So zumindest lehrt es die Tradition. Auf dem Thangka ist Buddha Tara umgeben von ihren 16 engsten Schülerinnen, den 16 Arhantis, befreiten, freien Frauen. Die Rollbilder, gesäumt von leuchtendem, schweren Brokat erstrahlen in wunderschönen Farben. 
Sie haben Glück, heute wird eine berühmte buddhistische Meisterin einen Vortrag halten. Mit hunderten von Menschen warten Sie auf die Ankunft der XIV. Dalai Lama, Friedensnobelpreisträgerin und beliebtes Oberhaupt des tibetisches Volkes. Sie wissen, dass die Dalai Lamas die Inkarnation der Lotosgöttin sind, der stets weiblichen Verkörperung von Liebe und Mitgefühl auf dieser Erde. Die Dalai Lama wird von hohen Würdenträgerinnen begleitet, die sich genau wie ihr verehrtes Oberhaupt seit Jahrhunderten zum Wohl aller Lebewesen für eine weibliche Inkarnation entschieden haben.
Gerade treten die buddhistischen Nonnen ein, aufrechte, selbstbewusste, schöne Frauen in leuchtend roten und gelben Roben; sie werden respektvoll auf die für sie reservierten Plätze in den ersten Reihen geleitet. Hinter ihnen huschen die Mönche herein; etwas schüchtern und verschämt nehmen sie die hinteren Sitze ein. Sie kennen einige Geschichten über die Lamas der Tradition, die bis auf ein, zwei Ausnahmen alle Frauen waren. Über allen thront die friedliche und machtvolle Gestalt der Grünen Tara.
Der Vortrag der Dalai Lama ist erhellend und inspirierend. Sie fühlen sich verstanden in ihrem tiefsten Sein. Sie fühlen sich wohl im Kreis dieser nach Einsicht und Liebe strebenden Menschen. Und doch, etwas nagt. Wahrscheinlich "das Ego", das haben Sie zumindest schon einmal in diesen Kreisen gehört. Wenn einem etwas seltsam vorkommt, sollte man immer zuerst daran denken, dass das bloß der Kampf "des Ego" gegen die Wirklichkeit ist.
Stellen Sie sich nun vor - denken Sie daran, Sie sind ein Mann -, Sie wenden sich bei der nächstbesten Gelegenheit an eine buddhistische Lehrerin. In Ihrer Nähe findet ein Vortrag einer berühmten buddhistischen Nonne aus Sri Lanka statt. Etwas irritiert und verunsichert, aber gleichzeitig voller Vertrauen auf die Integrität dieser wunderbaren Nonnen (und Mönche), lassen Sie sich einen Termin für ein Einzelgespräch geben. Eine zweite Nonne bleibt im Zimmer, und auch die Tür wird nicht ganz geschlossen, denn ordinierte Nonnen (und Mönche) leben im Zölibat und sollen aus verständlichen Gründen mit einer Person des anderen Geschlechts nie allein sein.
Sie wenden sich also mit Ihrer Frage an die Ehrwürdige Nonne: "Ich schätze die Lehren und Übungen des Buddhismus sehr, doch warum gibt es fast überall nur Frauen, die lehren? Warum sind die Lehr-Buddhas immer Frauen? Warum sitzen die Nonnen in der ersten Reihe und die Mönche hinter ihnen?" Die Ehrwürdige Nonnen sitzt völlig entspannt in ihrem Sessel und schlürft gemächlich einen Tee, den eine junge Novizin mit einer Verbeugung gerade serviert hat. Sie schaut Sie etwas verwundert, aber doch sehr mitfühlend an und sagt: "Junger Mann, machen Sie sich doch darüber keine Gedanken. Das Geschlecht spielt (fast) keine Rolle auf dem geistigen Weg. Üben Sie, und dann lösen sich alle Probleme von allein."
"Ja, aber warum gibt es fast ausschließlich Lehrerinnen?", fragen Sie weiter. "Nun ja, einige Schriften sprechen davon, dass eine männliche Wiedergeburt weniger wertvoll ist als eine weibliche. Doch das bedeutet keinesfalls eine Diskriminierung von Männern. Das ist lediglich eine mitfühlende Beschreibung der sozialen Wirklichkeit. Männer haben es einfach schwer, ihr Leben ist voller Mühe und Arbeit. Ich bete dafür, dass Sie im nächsten Leben als Frau wiedergeboren werden. Dann haben Sie es leichter. Sie können auch selbst für eine weibliche Wiedergeburt beten."
Ja, denken Sie sich, Männer haben kein einfaches Leben. Man sieht uns trotz aller Gleichberechtigung immer noch ein wenig als Menschen zweiter Klasse an, als unvollständige Frauen, als Menschen, die eigentlich das "falsche" Geschlecht haben. Und das als Ausdruck von Mitgefühl zu sehen, ist ein interessanter Gedanke. "Ein Leben als Mann ist weniger wert als ein Leben als Frau". Das ist eine rein deskriptive Beschreibung und keine normative Aussage. Vielleicht hilft mir das, meinen Weg als Mann im Buddhismus zu finden.
In der Leerheit gibt es weder Frau noch Mann
So weit, so gut. Nach einigen Wochen und Monaten hält eine berühmte Zen-Lehrerin einen Vortrag mit dem Titel: "Der große Weg ist ohne Mühe, für die, die nichts den Vorzug geben..." Das klingt gut, nicht nach Bevorzugung eines Geschlechts, sondern richtig weise, nichtdualistisch. Auch hier lassen Sie sich wieder einen Termin für ein Einzelgespräch geben. In eleganten seidenen Roben sitzt die Ehrwürdige Äbtissin eines bekannten Zen-Klosters im Westen und schaut Sie aufmerksam an. Sie lächelt nicht, strahlt aber viel Ruhe und Klarheit aus. Wieder stellen Sie Ihre Frage: "Sehen Sie, ich finde das Zen wunderbar, naja, etwas martialisch kommt es mir schon vor, aber im großen und ganzen gefällt mir die Ästhetik in der Zen-Halle, die Rezitationen und die große Ernsthaftigkeit und Ausdauer bei der Übung. Aber wie Sie sehen, bin ich ein Mann. Überall bin ich konfrontiert mit weiblichen Buddhas, mit Lehrerinnen, mit der Überlieferungslinie der großen Zen-Matriarchinnen, immer geht es um Nonnen und ihre Einsichten, und ich als Mann komme einfach nicht vor. Es fällt mir schwer, mich mit all diesen weiblichen Figuren zu identifizieren."
"Junger Mann, " erwidert die Zen-Meisterin mit einem angedeuteten Lächeln, "junger Mann, ich gebe Ihnen einen Rat: Üben Sie, üben Sie mit großer Ausdauer. Bewegen Sie das Koan in ihrem Bauch, bis es sich wie ein rotglühende Feuerkugel anfühlt. Üben Sie, erleben Sie Leerheit. In der Leerheit gibt es weder Mann noch Frau, weder Körper noch Geist, und damit auch keine Probleme. Mann, Frau, Körper, Geist, das ist alles nicht wichtig, das ist bloß die Oberfläche. Sie müssen tiefer gehen. Üben Sie. Erkennen Sie Leerheit, dann lösen sich alle Ihre Fragen in einem großen Lachen auf. Glauben Sie mir, ich habe das selbst erlebt und mit mir alle großen Meisterinnen (und Meister) aller Zeiten und Räume."

Sie nehmen sich den Rat zu Herzen und meditieren mit Ausdauer und Hingabe. Hin und wieder erleben Sie Momente, wo das Geschlecht wirklich überhaupt keine Rolle mehr spielt - in der Meditation und auf dem Kissen. Doch fast jedes mal, wenn Sie einen Vortrag besuchen, ein Buch aufschlagen oder eine Geschichte hören, steht eine Frau im Mittelpunkt, umsorgt von einer Riege junger Frauen oder Männer, die ihr mit Hingabe dienen.
Männer sind nützlich
Dann kommt eine große tantrische Meisterin, eine bekannte Lama in Ihre Stadt, hält einen Vortrag über Freude und Weisheit und gibt anschließend eine "Einweihung in die Grüne Tara", eine Einführung in die Meditation über eine weibliche Buddha-Gestalt. Bekannte und Freundinnen kennen sie von Kursen und empfehlen Ihnen, sich vertrauensvoll an diese charismatische Tibeterin zu wenden. Sie spricht perfekt Englisch, da sie auf einer katholischen Privatschule in Indien erzogen wurde und an einer englischen Universität westliche Philosophie studiert hat. Wieder wenden Sie sich vertrauensvoll an eine buddhistische Autorität und fragen: "Sehen Sie, ich achte und schätze den Buddhismus. Doch wie passe ich als Mann in diese Frauenreligion? Überall dreht es sich um Frauen. Naja, es gibt im Tantra auch ein paar männliche Buddhas, aber lehren tun vor allem die Frauen." Die tantrische Lama strahlt Sie charmant an und meint völlig entspannt: "Keine Sorge, junger Mann, Sie sind ein wundervoller und kostbarer Mensch. Sie sind ein wunderbarer Daka. Sie können uns Frauen helfen, unsere Kundalini-Kraft zu wecken und so Erleuchtung zum Wohle aller Wesen zu erlangen."

Sylvia Wetzel befasst sich seit 1977 mit Buddhismus.
Ausbildung in der tibetischen Tradition bei den Lamas Thubten Yeshe und Zopa Rinpoche u.a.
Sie unterrichtet seit 1986.


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Thich Nhat Hanh und das brennende London

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Auf dem letzten Retreat in Deutschlang gab der Zen-Meister Thich Nhat Hanh uns die Gelegenheit einige Fragen zu stellen. Eine Frau kam nach vorne und erzählte von ihrem Ungeziefer in der Küche. Sie fragte, ob es in Ordnung wäre, wenn sie das Ungeziefer töten würde, da es in der Küche nichts zu suchen hatte. Da es zudem eine öffentliche Küche war, unterlag diese strengen Gesundheitsauflagen.
Thich Nhat Hanh antwortete darauf, dass es besser wäre, die Bedingungen zu ändern, die zu dem Ungeziefer in der Küche führten.

Heute erlebe ich, wie die Unruhen in London dazu führen, dass nach der Polizei gerufen wird. "Wo ist denn die Polizei und erledigt dieses Ungeziefer?" ist der Ruf so mancher empörten Bürger.

Wenn wir nicht wollen, dass unsere Städte in Flammen aufgehen, müssen wir die Bedingungen dafür legen, damit wir in friedlichen und sauberen Städten leben können: Werden alle Mitbürger in das Stadtgeschehen integriert? Gibt es Zonen der Armut und der Bildungsferne? Gibt es eklatante soziale Ungerechtigkeiten?

Wenn wir nicht wollen, dass unsere Städte in Flammen aufgehen, dann sollte London uns eine Warnung sein: Die Zeiten ändern sich und wenn wir und unsere Gesellschaft so weitermachen, werden auch wir vielleicht erleben, wie unser Haus in Flammen aufgeht.


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10 Strategien der Manipulation

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Sylvain Timsit zeigt in seinem Text „10 Strategien der Manipulation“ auf satirische Weise, wie eine Gesellschaft manipuliert werden kann, ohne dass eine kritische Masse an Menschen in dieser Gesellschaft dies realisiert.
In einer Zeit in der viele Bürger von der „plötzlich“ anwachsenden Brisanz politischer und wirtschaftlicher Verwerfungen überrascht sind, ist es besonders wertvoll, Timsits Einsichten zu verinnerlichen.
Sylvain Timsit zeigt auf, wie das System beeinflusst wird und welche Informationen wir für relevant halten. Da Information immer zu Wahrnehmung führt und Wahrnehmung die Grundlage jeden Handelns ist, begründet Information letztendlich auch die soziale Realität. Ebenso den Wandel dieser.
1. Kehre die Aufmerksamkeit um
Das Schlüsselelement zur Kontrolle der Gesellschaft ist es, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf unwesentliche Ereignisse umzulenken, um sie von wichtigen Informationen über tatsächliche Änderungen durch die politischen und wirtschaftlichen Führungsorgane abzulenken. Jene Strategie ist der Grundstein, der das Basisinteresse an den Bereichen Bildung, Wirtschaft, Psychologie, Neurobiologie und Kybernetik verhindert. Somit kehrt die öffentliche Meinung dem wirklichen gesellschaftlichen Problemen den Rücken zu, berieselt und abgelenkt durch unwichtige Angelegenheiten. Schaffe es, dass die Gesellschaft beschäftigt ist, beschäftige sie, beschäftige sie so, damit sie keine Zeit hat über etwas nachzudenken, entsprechend dem Level eines Tieres.
2.  Erzeuge Probleme und liefere die Lösung
Diese Methode wird die „Problem-Reaktion-Lösung“ genannt. Es wird ein Problem bzw. eine Situation geschaffen, um eine Reaktion bei den Empfängern auszulösen, die danach eine präventive Vorgehensweise erwarten. Verbreite Gewalt oder zettle blutige Angriffe an, damit die Gesellschaft eine Verschärfung der Rechtsnormen und Gesetze auf Kosten der eigenen Freiheit akzeptiert. Oder kreiere eine Wirtschaftskrise um eine radikale Beschneidung der Grundrechte und die Demontierung der Sozialdienstleistungen zu rechtfertigen.
3. Stufe Änderungen ab
Verschiebe die Grenzen von Änderungen stufenweise, Schritt für Schritt, Jahr für Jahr. Auf diese Weise setzte man in den Jahren 1980 und 1990 die neuen radikalen sozio-ökonomischen Vorraussetzungen durch (Neoliberalismus): Ein Minimum an Zeugnissen, Privatisierung, Unsicherheit, und was der nächste Tag bringt, ist Elastizität, Massenarbeitslosigkeit, Einfluss auf die Höhe der Einkünfte, das Fehlen von Garantie auf gerechte Lohnarbeit.
4. Aufschub von Änderungen
Die folgende Möglichkeit auf Akzeptanz einer von der Gesellschaft ungewollten Änderung ist es, sie als „schmerzhaftes Muss“ vorzustellen, damit die Gesellschaft es erlaubt, sie in Zukunft einzuführen. Es ist einfacher zukünftige Opfer zu akzeptieren, als sich ihnen sofort auszusetzen. Zudem hat die Gesellschaft die naive Tendenz negative Veränderungen mit einem „alles wird gut“ zu umschreiben. Diese Strategie gibt den Bürgern mehr Zeit sich der Änderung bewusst zu werden und die Akzeptanz in eine Art der Resignation umzuwandeln.
5. Sprich zur Masse, wie zu kleinen Kindern
Die Mehrheit der Inhalte, die an  die Öffentlichkeit gerichtet werden, werden durch Art und Weise der Verkündung mißbraucht; Sie sind manipuliert durch Argumente oder sogar durch einen gönnerhaften Ton, den man normalerweise in einer Unterhaltung mit Kindern oder geistig behinderten Menschen verwendet. Je mehr man seinem Gesprächspartner das Bild vor den Augen vernebeln will, umso lieber greift man auf diese Technik zurück. Warum? Wenn du zu einer Person sprichst, als ob sie 12 Jahre alt wäre, dann weil du ihr genau das suggerieren möchtest. Sie wird mit höchster Wahrscheinlichkeit kritiklos reagieren oder antworten, als ob sie tatsächlich 12 Jahre alt wäre.
6. Konzentriere dich auf Emotionen und nicht auf Reflexion
Der Missbrauch des emotionalen Aspektes ist eine klassische Technik um eine rationale Analyse und den gesunden Menschenverstand eines Individuums zu umgehen. Darüber hinaus öffnet eine emotionale Rede Tür und Tor Ideologien, Bedürfnisse, Ängste und Unruhen, Impulse und bestimmte Verhaltensweisen im Unterbewusstsein hervorzurufen.
7. Versuche die Ignoranz der Gesellschaft aufrechtzuerhalten
Die Masse soll nicht fähig sein, die Methoden und Kontrolltechniken zu erkennen. Bildung, die der gesellschaftlichen Unterschicht angeboten wird, soll so einfach wie möglich sein, damit das akademische Wissen für diese nicht begreifbar ist.
 
8. Entfache in der Bevölkerung den Gedanken, dass sie durchschnittlich sei
Erreiche, dass die Bürger zu glauben beginnen, dass es normal und zeitgemäß sei dumm, vulgär und ungebildet zu sein.
9. Wandle Widerstand in das Gefühl schlechten Gewissens um
Erlaube es, dass die Gesellschaft denkt, dass sie aufgrund von zu wenig Intelligenz, Kompetenz oder Bemühungen die einzig Schuldigen ihres Nicht-Erfolges sind. Das „System“ wirkt also einer Rebellion der Bevölkerung entgegen, indem dem Bürger suggeriert wird, dass er an allem Übel schuld sei und mindert damit dessen Selbstwertgefühl. Dies führt zur Depression und Blockade weiteren Handelns. Ohne Handeln gibt es nämlich keine Revolution!
10. Lerne Menschen besser kennen, als sie sich selbst es tun
In den letzten 50 Jahren entstand durch den wissenschaftlichen Fortschritt eine Schlucht zwischen dem Wissen, welches der breiten Masse zur Verfügung steht und jenem, das für die schmale Elite reserviert ist. Dank der Biologie, Neurobiologie und der angewandten Psychologie erreichte das „System“ das Wissen über die menschliche Realität im physischen als auch psychischen Bereich. Gegenwärtig kennt das „System“ den Menschen, den einzelnen Bürger, besser als dieser sich selbst und verfügt somit über eine größere Kontrolle des Einzelnen.
Autor: Sylvain Timsit
Originalquelle:Découvrez l’Alchimiste en Vous

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Occupy Samsara - out of the blue and into the light

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Veränderungen passieren nicht "einfach so". Es braucht Bedingungen für tiefgreifende Veränderungen. Wenn wir hier auf Facebook Impulse geben und empfangen, ist das ein heilsamer Anfang. Doch greifbare Veränderungen werden wir nicht allein durch Facebook und Twitter erzielen, auch wenn sie mittlerweile unverzichtbare Instrumente geworden sind. Die Veränderungen passieren im physischen Raum. Sie geschehen, wenn wir zusammenfinden und gemeinsam neue Lösungen und Perspektiven erarbeiten.
Eigentlich ist es doch so, dass die körperliche Entfremdung ein Teil des ganzen Problems ist, oder? Wir sind so isoliert, abgekapselt. Wir leben nicht wirklich in einer Welt, in einem Land, in einer Stadt, in einer Straße, die wir AKTIV mitgestalten. Vielmehr leben wir als passive Organe in einer entfremdeten, bizarr anmutenden Plastik Welt, die uns die Luft zum atmen nimmt.

Was bedeutet das konkret? Nun, ich meine dass wir uns gerade in einem Prozess befinden, der zu einem neuen Miteinander führen wird. Einem greifbaren, körperlichen, physischen neuen Miteinander. Ein Miteinander, dass die Grenzen dieser verrückten Gesellschaft sprengt und neue, lebendige und dynamische Formen entstehen lässt.

Und darum glaube ich, ist es heilsam, wenn wir unsere innere Aufbruchsstimmung - über die dunkle Jahreszeit hinweg - in uns reifen lassen. Wenn wir innere Kraft schöpfen und kreative Ideen langsam entstehen lassen. Denn ich glaube, das nächste Jahr wird ein sehr bewegtes Jahr. Es wird ein Jahr, in dem wir unser Recht auf ein würdiges Leben einfordern werden. Es wird ein Jahr, in dem wir viel Zeit auf Straßen, Organisationen und Systemen verbringen werden. 

Es wird ein Zeit des Aufbruchs, der Neubesinnung und der Freude. 

Ich glaube, wir sind soweit. Wir haben die kritische Masse erreicht. Eine ausreichende Zahl von Menschen ist erwachsen geworden. Eine ausreichende Zahl von Menschen ist sich äußerst bewusst darüber, dass es nun zu handeln gilt. Eine ausreichende Zahl von Menschen wird nächstes Jahr den großen Wandel in aller Entschiedenheit vorantreiben.

Und wow... ist das nicht großartig? Ist es nicht erhebend wie weit wir schon gekommen sind? Wie sicher wir uns schon sind und wissen was wir wollen? Ich stehe voller Respekt und Freude und Dankbarkeit vor dieser globalen Bewegung - verschwimme mit ihr, erlebe sie, bin Teil davon. 
Lasst uns also die kommende Weihnachtszeit weise nutzen. Lasst uns achtsam sein und gute Gedanken entstehen lassen. Lasst und Mitgefühl entwickeln und Perspektiven voller Weisheit und Zuversicht verbreiten. Lasst uns innerlich wachsen und reifen. Ich glaube, bald kommt die Zeit, in der wir alle gebraucht werden.


Mögen wir alle zum Licht kommen.
Mögen wir Blockierungen loslassen.
Mögen wir Leid loslassen
und das vollkommene Sein erfahren.
Mögen wir alle frei sein von Leid.
Mögen wir alle glücklich sein. 









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Das Erwachen in einer leuchtenden Pop-Kultur

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Wir praktizieren den Buddhismus mit dem Hintergrund unserer jüdisch-christlichen Kultur, ob es uns nun gefällt oder nicht. Das heißt, wir haben Konzepte wie „Erbsünde“ und „Schuld“ tief in uns verinnerlicht. Es sind unsere archetypischen Muster und unsere unbewussten Prägungen, die uns in vielen entscheidenden Bereichen unseres Lebens leiten. 

Aus dieser kulturellen Einbettung heraus, interpretieren und praktizieren wir auch den Buddhismus. Das heißt, wir picken uns diejenigen Inhalte heraus, die für unser kulturelles Verständnis von Bedeutung sind und ignorieren gerne die Dinge, die zwar wesentlich für einen ganzheitlichen Buddhismus sind, jedoch nicht ganz zu unserem kulturellen Lebensgefühl gehören. Dazu gehört zum Beispiel der Fokus auf die Meditation: „Ich“ muss mich verbessern und steigern. "Ich" muss tiefer in die Versenkungsstufen eintreten. "Ich" möchte erleuchtet werden.

Gerade an diesen Beispielen können wir schön gut erkennen, wie sehr wir die westliche Denkweise verinnerlicht haben. Wir denken linear und leistungsbezogen. „Ich“ muss nur lange genug meditieren und dann bin ich erleuchtet. So als ob es das Erwachen eine Leistung des „Ich“ wäre und dieses an dem Erwachen maßgeblich beteiligt ist.

Wenn wir nun versuchen, einen ganzheitlich-buddhistischen Ansatz zu praktizieren und eine Bereitschaft aufbauen, tief nach innen zu schauen, ergibt sich eine überpersönliche Einstellung, die uns dazu verhilft, über den „eigenen Tellerrand“ zu blicken und eine erweiterte Perspektive einzunehmen. Wenn wir eine weltzentrische Perspektive einnehmen und bereit sind, unsere persönlichen Schwächen genauer anzusehen und zu transformieren, entstehen erstaunliche Dinge. Plötzlich ist es nicht mehr wichtig, ob und wann wir die Erleuchtung erlangen. 

Das eigene Wohl, das sich eben auch oftmals in der Suche nach der Erleuchtung ausdrückt, wird nicht mehr so wichtig. 

Viel wichtiger wird es, den Kindern und Nachkommen eine gesunde Erde zu hinterlassen. Eine Erde, die ihnen die Möglichkeit bietet, ihren eigenen spirituellen Weg zu gehen - ohne die Sorge im Nacken haben zu müssen, am Rande einer Apokalypse zu leben.
Wenn wir uns also das nächste mal fragen, woher dieser innere, unbändige Drang nach Befreiung kommt, finden wir die Antwort vielleicht im Bewusstsein eines neuen kulturellen Aufbruchs. 



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Neujahrsgruß von Ringu Tulku Rinpoche

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Frohes Neues Jahr 2012

Das Jahr 2012 hat angefangen.
Manche sagen, das Ende der Welt naht.
Andere prophezeien den Beginn eines neuen Bewusstseins.
Wir haben gerade ein herausforderndes und ereignisreiches Jahr durchlebt
Und es wird sicherlich ein weiteres Jahr mit vielen Geschehnissen werden.
Aber wozu sich Sorgen um die Zukunft machen?

Wir müssen heute auf eine Weise leben, in der wir unser Bestes geben
Und Ursachen für ein besseres Morgen schaffen.
Lasst uns feiern, dass wir die Freiheit der Wahl haben.
Wer sagt denn, dass ich nichts bewirken kann?
Ich kann etwas bei mir selbst und um mich herum bewirken.
Ist das nicht genug Unterschied für meine Welt?

Meine Gedanken gehen zu den mutigen Männern und Frauen,
Die ihre Leben als Lampen für die Freiheit der anderen gegeben haben.
Mein Herz ist bewegt von denen, die vorgetreten sind, um Menschen zu helfen,
Die durch natürliche oder von Menschen verursachte Schicksalsschläge in Not geraten sind.
Der menschliche Wesenszug von Mitgefühl, Mut und der Sehnsucht nach Freiheit
Kann weder von Macht zerstört noch mit Gold gekauft werden.

Lasst uns diesen unsterblichen menschlichen Geist feiern!

Frohes Neues Jahr.
Ringu Tulku







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Kontemplation für Gleichmut (von Bhante Sujiva)

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A) Meine Natur ist es, alt zu werden.
Ich habe das Altern nicht überwunden.
Wenn das Alter kommt,
werde ich damit in Frieden sein.


B) Meine Natur ist es, krank zu werden.
Ich habe das Kranksein nicht überwunden.
Wenn eine Krankheit kommt,
werde ich damit in Frieden sein.


C) Meine Natur ist es, zu sterben.
Ich habe den Tod nicht überwunden.
Wenn der Tod kommt,
werde ich damit in Frieden sein.


D) Alle Dinge, die mir lieb sind und besonders gut gefallen,
werden sich verändern und vergehen.
Wenn dies geschieht,
werde ich damit in Frieden sein.


E) Ich habe Karma als meinen wahren Besitz.
Ich habe Karma als meine wahre Erbschaft.
Ich bin das Kind meines Karmas.
Karma ist mein wahrer Verwandter.
Ich nehme Karma als meine wahre Zuflucht.
Welches Karma auch immer ich erschaffe,
sei es heilsam oder unheilsam,
ich werde dessen Erbe sein.


Deshalb übernehme ich Verantwortung
für mein eigenes Handeln.
Ich strebe danach, alles Übel zu vermeiden,
strebe danach, das Förderliche zu vollbringen,
läutere den Geist von allen Verblendungen
und lebe in Frieden mit allen Dingen.




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Meditation über Leerheit. Von Khenpo Tsültrim Gyamtso Rinpoche.

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"Instinktiv identifizieren wir uns mit unserem Körper und unserem Geist. Obwohl unsere ganze Vorstellung von diesem "Selbst" und von "mein"äusserst vage und verwirrt ist, haften wir emotional sehr stark an diesen an. Sind wir krank, so sagen wir beispielsweise: »Ich bin krank«, und dennoch äussern wir im nächsten Atemzug: »Mir tut nämlich der Kopf weh«. Aber was meinen wir damit? Wollen wir damit sagen, dass das "Ich" eine Sache ist und der Kopf eine andere? Oder sind wir der Meinung, dass der Kopf das "Ich" ist? Mit diesen sehr gängigen, gewöhnlichen Vorstellungen vom "Ich", und zwar vom "Ich", dem Handelnden, oder vom "Ich", dem Erlebenden, sollte man seine Untersuchung beginnen.

Stellen Sie sich beispielsweise vor, dass Ihnen Gliedmassen oder Organe entfernt oder transplantiert würden. Wenn man das Herz eines anderen verpflanzt bekäme, würde dieser Eingriff das "Ich" wirklich beeinflussen? Natürlich denken wir, dass das "Ich" (der Erlebende oder der Handelnde) nun ein neues Herz erhalten hat. Dabei stellt man sich aber nicht vor, dass in das "Ich" als solches ein neues Herz transplantiert wurde. Wie weit lässt sich dieser Gedankenprozess fortführen? Bei der Betrachtung der Körperteile und Organe wird ziemlich klar, dass das "Ich" eine separate Entität ist.

Doch wie steht es mit dem Gehirn? Angenommen, das Gehirn eines anderen Menschen würde einem in den Schädel verpflanzt werden. Würde dies das "Ich" beeinträchtigen? Man müsste sich fragen, ob "Ich" (der Erlebende oder der Handelnde) tatsächlich das Gehirn eines anderen gebrauchen und doch noch dieselbe Person bleiben könnte. Man müsste sich fragen, ob sich einige der Handlungen, die vom jetzigen "Ich" bestimmt werden, von den Handlungen des "Ichs" der Person, der das Gehirn entnommen wurde, unterscheiden liessen. Selbstverständlich kann man das Ergebnis einer derartigen Transplantation nicht wissen, falls sie überhaupt jemals vollzogen werden kann; doch unwillkürlich spüren wir, wie wichtig es ist, zu wissen, ob das "Ich" hierdurch beeinflusst werden könnte oder nicht.

Obwohl dies so wichtig erscheint, befinden wir uns immer noch im Unklaren darüber, was dieses "Ich" sein könnte. Man mag sich fragen, ob es vielleicht nur ein kleiner, lebenswichtiger Teil des Gehirns ist. Wenn man jedoch hierüber nachdenkt, kommt man zu dem Ergebnis, dass man emotional nicht an der Idee eines winzigen Mechanismus in den eigenen grauen Gehirnzellen haftet. Wenn diese Zellgruppe für all unser emotionales Anhaften verantwortlich wäre, dann wäre es doch leicht, sie zu entfernen und mit ihr alles Leiden. Weder brauchte das Dasein einen bestimmten Sinn, noch hätte das menschliche Leben einen besonderen Wert. Es gäbe keine Notwendigkeit, sich mit einem Dasein voll Leiden und Frustration herumzuplagen. Eine derartige Anschauung erscheint uns jedoch als gänzlich nihilistisch und erniedrigend. Das "Ich" fühlt, dass es eine grössere Bedeutung hat.

Das "Ich", an dem wir gefühlsmässig haften, scheint einen Schritt zurückzutreten und das Leben zu betrachten, indem es Erfahrungen einschätzt und wünscht. Leiden zu vermeiden. Wir erleben oder behandeln das "Ich" nicht auf die gleiche Art, wie wir mit einem Körperteil umgehen, zum Beispiel mit dem Gehirn. Unserem allgemeinen Wissen nach, das wir von anderen übernommen haben, befindet sich das Gehirn im Kopf. Physisch kann es lokalisiert, berührt und gemessen werden.

Es hat eine gewisse Beziehung mit dem Geist, denn sobald unser geistiger Zustand wechselt, kann oft eine Veränderung im Gehirn entdeckt werden. Jedoch was auch immer Wissenschaftler über das Gehirn herausfinden, über die Beziehung zwischen Geist und Gehirn können sie nur Teilaussagen machen. Sie können es sich anschauen, in es eindringen und messen, um Fakten über die Aktivität des Gehirns herauszurinden, doch wie wollen sie wissen, was der Geist erlebt, wenn er auf diese oder jene Art und Weise beschäftigt wird? Beispielsweise können sie in der Lage sein, etwas über die Stärke der Aktivität auszusagen, die in der einen oder anderen Region des Gehirns vor sich geht, wenn sich die Person die Farbe Rot vorstellt. Aber wie können sie wissen, dass die Person wirklich "Rot" erlebt? Die Person selbst kennt zweifellos die Natur ihrer Erfahrung. Sie mag sie rot nennen oder auch nicht. Sie mag sie vielleicht überhaupt nicht bezeichnen. Sie wird niemals wissen, ob jemand anders jemals irgend etwas in der Weise erlebt wie sie selbst, sogar dann, wenn jeder darin übereinstimmt, das Erlebnis, das er hat, mit demselben Wort zu bezeichnen. Wer anders als der Erlebende selbst kann wissen, wie er irgend etwas erlebt? Ein Wissenschaftler kann behaupten, das Gehirn funktioniert so, als ob es die Farbe Rot erleben würde, weil das Gehirn so reagiert, wie es immer reagiert, wenn Menschen Rot erleben. Wer wird wissen, ob sie in irgendeinem speziellen Fall recht haben oder nicht? Nur der Erlebende selbst kann dessen gewiss sein. Der Wissenschaftler beruft sich auf gut belegte Vermutungen. Gewisse Theorien werden als erwiesen angesehen, weil sie Ereignisse sehr gut zu erklären scheinen.

Der hauptsächliche gedankliche Vorstoss des Buddhismus hat jedoch mit Theorien nichts zu tun. Er baut auf Erfahrung. Er befasst sich insbesondere mit der Erfahrung vom Leiden. Der Buddhismus hat entdeckt, dass die Erfahrung vom Leiden stets mit einem starken emotionalen Haften an ein vages Gefühl von einem "Selbst" verbunden ist. Der Buddhismus wendet somit seine Aufmerksamkeit dieser starken emotionalen Reaktion zu, die mit der Empfindung einer Entität verbunden ist, und fragt danach, wie dieses "Selbst" tatsächlich erfahren wird. Wo wird das "Ich" erfahren?

»Im Gehirn« mag vielleicht die Antwort sein. Jedoch benötigt man keine Kenntnis über das Gehirn, um Leiden zu erfahren. Auch ein Kind oder ein Hund leiden. Sie haben keine Theorien über das "Selbst", doch ihr Verhalten deutet daraufhin, dass sie ein Gefühl von "Selbst" haben. Wenn sie es nicht hätten, warum würden ein Kind oder Hund, welche in dem einen Augenblick existieren, sich um Kind oder Hund sorgen, welche im nächsten Augenblick existieren? Sicherlich deshalb, weil das Kind oder der Hund des nächsten Augenblickes in ihrer Vorstellung unbewusst immer noch im gewissen Sinne "sie selbst" sind und verschieden von irgend jemand anderem. Sobald sie sich einer Gefahr für ihr Leben oder Wohlergehen ausgesetzt sehen, weichen sie davor zurück. Unbewusst denken sie, dass "sie" dieser Bedrohung entgehen und ihre Existenz irgendwo an einem angenehmeren Platz fortsetzen könnten; dies zeigt, dass sie das Gefühl besitzen, eine unabhängige Existenz zu haben.

Man könnte argumentieren, dass das Zurückweichen vor unangenehmen Reizen von lebenden Organismen niederer Formen einfach eine mechanische Reaktion sei, genauso wie sich Bäume im Wind wiegen. Das mag für primitive Lebensformen zutreffen, doch hat es keine Beziehung zu dem Problem des Leidens überhaupt. Wenn wir lediglich komplexe mechanische Einrichtungen wären, dann könnte man argumentieren, dass Leid - objektiv gesehen - keine Rolle spielen würde. Das wäre eine ausserordentlich verarmte Einstellung zum Leben und eine nicht sehr überzeugende.
Man könnte glauben, dass wir mit unserer Aussage, Leiden werde im Gehirn erfahren, eigentlich meinen, dass es im Geist erlebt wird. Da man (in der modernen westlichen Gesellschaft) automatisch annimmt, dass sich der Geist im Gehirn lokalisieren lässt, und da die eigene Vorstellung vom Geist sowieso sehr vage ist, scheint kein grosser Unterschied darin zu liegen, ob wir vom Geist oder vom Gehirn sprechen. Sie können jedoch nicht synonym sein, selbst wenn letztendlich entdeckt würde, dass sie vom gleichen Stoff oder von gleicher Natur sind. Um die Frage, was wir eigentlich unter Geist verstehen, kommen wir nicht herum. In unserem gewöhnlichen, alltäglichen Sprachgebrauch gehen wir damit äusserst vage und ungenau um. Es hat manchmal den Anschein, als ob wir uns mit unserem Geist identifizieren, beispielsweise mit der Aussage, glücklich oder traurig zu sein. Obwohl wir meinen, der Geist ist glücklich oder traurig, machen wir wirklich keinen Unterschied zwischen unserem "Selbst" und unserem Geist. Nichtsdestoweniger hören wir uns Dinge sagen wie: »Ich konnte meinen Geist nicht kontrollieren«. Gelegentlich äussern wir auch: »Ich konnte mich nicht kontrollieren«, so als ob man zwei "Selbst" besässe. Hier scheint es sich um den gleichen Mangel an Klarheit zu handeln, der uns einmal veranlasst, so zu sprechen, als ob das "Selbst" der Geist wäre, und das nächste Mal, als ob das "Selbst" den Geist besässe.

An diesem Punkt mag man versucht sein, damit zu beginnen, über die Natur des Geistes und über die des Selbst zu spekulieren. Vielleicht wird man ins Philosophieren geraten und über Aussagen wie: »Ich denke, also bin ich« nachdenken. Da jedoch »Ich bin« lediglich ein Gedanke ist, ist das Einzige, dessen wir wirklich sicher sind, die Erfahrung von Gedanken. Somit ist das einzige sichere Mittel, mit dessen Hilfe wir herausfinden können, um was es sich bei dieser Erfahrung wirklich handelt, sie so genau und leidenschaftslos wie möglich zu erleben. Folglich läuft die Vorgehensweise des Shravaka auf die Untersuchung von Erfahrung hinaus, und zwar, indem man sich ihrer in jedem Moment in hohem Masse bewusst ist."

Quelle: "Stufenweise Meditationsfolge über Leerheit." Von Khenpo Tsültrim Gyamtso Rinpoche.


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